"Ernst Nepo, aus Böhmen stammend, war im Ersten Weltkrieg an der Dolomitenfront stationiert und wurde 1918 in Innsbruck sesshaft. In seiner ersten Schaffensperiode, bis zum Beginn der dreißiger Jahre, gelang es ihm, die österreichische Kunst der Zwischenkriegszeit entscheidend mitzuprägen. Stehen seine frühen Arbeiten, z.B. ein Plakatentwurf von 1921, schwarze Kreide/Tempera auf Karton oder das „Selbstbildnis mit Hund“ 1922, noch in Farbgebung und Bildaufbau dem Expressionismus nahe, so zeigen sich in der Gemeinschaftsausstellung des „Mühlauer Kreises“ mit seinen Kollegen Rudolf Lehnert und Alphons Schnegg erste Tendenzen der Neuen Sachlichkeit – vom expressiven Pathos zur objektiven und präzisen Wiedergabe der Realität. Diese neue Bildsprache zeigt den Wunsch nach Ruhe, Ordnung und Stabilität. Die inhaltliche und formale Entwicklung ist vor allem in seinen Selbstporträts und Porträtbildern: „Bertl Gross“ 1922, „Frau Ostheimer“ 1927, „Familienporträt Keller (oder Keller-Kinder)“ 1929, „Mathilde Kranebitter“ 1930, „Ida Gamper“ 1930, „Dr. Siegfried Ostheimer“ 1930, und z.B. im Bild „Stillleben mit Büchern und Kakteen“ 1930, (um hier nur einige zu nennen) zu sehen. Diese Bilder zählen zu den Hauptwerken der Neuen Sachlichkeit in Österreich. Besonders hervorzuheben ist das „Familienporträt Keller“ 1929, (Öl/Leinwand, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum). Die einzelnen Komponenten der Malerei der Neuen Sachlichkeit, der durchkomponierte tektonische Bildaufbau, die Distanz der Familienmitglieder untereinander und die kühle Atmosphäre im Bildraum zeichnen das Ölgemälde als Programmbild der Neuen Sachlichkeit in Österreich aus".  Mag. Dr. Silvia Hackl, Kunsthistorikerin & Kuratorin