"Der Tiroler Surrealist Joshy Stieber. 32 Jahre Paris zwischen Bohemien und Postmoderne".

Ausschnitt: Dissertation Universität Innsbruck, Institut für Kunstgeschichte, November 2017.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ist eine Zeit des Auf- und Umbruchs. Bedingt durch politische Ereignisse sind Künstler gefordert, ihre Bildthemen neu zu überdenken. Traditionelle Gattungen wie die Landschaftsmalerei oder Porträts sind in Zeiten politischer Unruhen ein akzeptiertes Genre. Ab den 1960er-Jahren jedoch ist es vor allem das Neue französische Denken, das den Bohemiens in ihren künstlerischen kreativen Prozessen eine neue Basis bietet. Die Philosophie übernimmt herbei eine wesentliche Aufgabe. Die Philosophen der Postmoderne gehen in Diskurs mit der zeitgenössischen Situation und werfen kritische Blicke auf ihr Vor- und Umfeld. Es sind die Künstler, die eine Vermittlerrolle zu tragen haben, und es liegt in ihrem Tun und Können, dies sichtbar zu machen. Ein solcher Künstler war auch der Tiroler Joshy Stieber. Durch seine Bilder wird die Zeit der Postmoderne am Leben erhalten bleiben. Sie sind wichtige Zeitzeugen für uns und unsere Nachkommenschaft.

Die Metropole Paris wird von den Künstlern wiederentdeckt. Es ist der Neubeginn einer internationalen avantgardistischen Kunstszenerie. Paris wird in kurzer Zeit zum „Kunstolymp der Postmoderne“. Das Ende dieser Ära kann mit der Zeit der bevorstehenden Ostöffnung Deutschlands, dem Mauerfall, angesetzt werden. Die Kunstmetropole Paris muss dann ihr Zepter an Deutschland abgeben.

Jedoch genau in der Zeit des erneuten Aufstiegs Frankreichs und auf der Grundlage des neuen französischen Denkens trifft der junge Tiroler Künstler Joshy Stieber in Paris ein. Im vollen Bewusstsein, einen Großteil seiner Zeit als Bohemien verbringen zu werden, folgt Stieber seiner inneren Berufung, Maler zu werden. Er wird Teil einer Künstlergeneration, welche die Kunst der Moderne wieder aufnimmt. Die Avantgarde in der Moderne, die in den 1930er-Jahren endet, entwickelt sich in der Postmoderne ab den frühen 1960er-Jahren zur Arrièregarde. Unzählige Stile entwickeln sich im neuen Frankreich. International findet ein reger Austausch statt. Jedoch sind es die Formen des Surrealismus, die Themen und Inhalte postmoderner Ideen kleiden.

Das Imaginäre und Phantastische ist es, das Stieber interessiert; die Menschen in ihrem Mikro- und Makrokosmos; die Philo- und Psychobilder mit typischer Stieberischer Handschrift – avere maniera. Müsste man Stiebers Oeuvre ein einem Satz zusammenfassen könnte man sagen: „Postmoderne Wirklichkeiten in surrealer Manier dargestellt“.

Im Sinne einer übergeordneten Aufgabe sieht die Dissertantin den Wert dieser Arbeit darin, ein kleines Kapitel der Kunstgeschichte Tirols schließen zu können – „Einflüsse des französischen Surrealismus in der Tiroler Kunstgeschichte“.